Geldmenge

Was versteht man unter einer Geldmenge?

Die Geldmenge – auch Geldvolumen genannt – ist die Gesamtheit aller Forderungen von Nichtbanken gegenüber Banken, über die jederzeit verfügt werden kann. Anders ausgedrückt: die Geldmenge gibt den Bestand an Geld wieder, der sich im Besitz von Nichtbanken befindet. In der Geldmenge werden nur Forderungen berücksichtigt, die eine Funktion als Zahlungsmittel erfüllen und damit zur Tilgung von Verbindlichkeiten eingesetzt werden können.

Welche Geldmengenbegriffe werden unterschieden?

Die Abstufung der Geldmengenbegriffe erfolgt in der Praxis an der Nähe der einzelnen Bestandteile zum Bargeld – also der Liquidität. Dabei werden weltweit ähnliche, jedoch nicht einheitliche Abgrenzungen genutzt. Innerhalb der EU, also im Europäischen System der Zentralbanken, werden folgende Geldmengenbegriffe benutzt:

Geldmenge M0

Die Geldmenge M0 wird auch als Geldbasis bezeichnet. Sie umfasst alle sich außerhalb des Bankensystems in Umlauf befindlichen Münzen und Scheine. Kassenbestände der Geschäftsbanken sind nicht eingeschlossen, dafür aber Bargeld, welches sich außerhalb der Eurozone im Umlauf befindet.

Geldmenge M1

Die Geldmenge M1 enthält die Geldmenge M0 sowie täglich fällige Einlagen (Sichtguthaben auf dem Girokonto, Tagesgeld). Sie beinhaltet also Komponenten, die direkt im Zahlungsverkehr verwendet werden können.

Geldmenge M2

Die Geldmenge M2 umfasst die Geldmenge M1 zuzüglich Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren sowie Einlagen mit dreimonatiger vereinbarter Kündigungsfrist (Termingeld, Festgeld, Sparbriefe bis zwei Jahre Laufzeit sowie Sparbücher).

Geldmenge M3

Die Geldmenge M3 umfasst die Geldmenge M2 zuzüglich Repo-Geschäften und Geldmarktfonds sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren.

Die verschiedenen Geldmengen im Vergleich

Welche Bedeutung haben die Geldmengen für die Zentralbanken?

Von der EZB und dem Europäischen System der Zentralbanken wird die Geldmenge M3 als zentrale Regel- und Messgröße ihrer Geldpolitik angesehen. Durch ihre breitere Basis an Komponenten ist sie weniger anfällig gegenüber Zinsänderungen und anderen Größen. Sinken z.B. die Sparzinsen bei gleich bleibenden Geldmarktzinsen, werden Gelder von Sicht- und Termineinlagen in Geldmarktpapiere umgeschichtet. Das verringert die Geldmenge M1 und gegebenenfalls auch M2. Die Geldmenge M3 hingegen bleibt unverändert. Über die Geldmengen steuern die Zentralbanken ihre geldpolitischen Ziele.

Die Geldmenge als Indikator für die Inflation

Seit Corona zeigt sich: die Veränderung der Geldmenge ist ein guter Frühindikator für die Entwicklung der Inflation im selben Währungs- bzw. Wirtschaftsraum. Je höher das Wachstum der Geldmenge jenes des Wirtschaftswachstums übersteigt, desto höher die Inflation mit zeitlichem Versatz. Diesen Zusammenhang konnte man vor Corona über etliche Jahre nicht nachvollziehen, da die Inflation so niedrig war, dass sich kein statistischer Zusammenhang zwischen ihrer Veränderung und der der Geldmenge herstellen ließ. Seit Corona gibt es diesen Zusammenhang wieder, weshalb wir an dieser Stelle einen Blick auf die Veränderung der Geldmenge M3 und der Inflation in der Eurozone sowie der Geldmenge M2 und der Inflation in den USA jeweils gegenüber dem Vorjahresmonat werfen wollen.

Für die Eurozone gut zu erkennen: der Peak des Geldmengenwachstums im November 2007 und Januar 2021 sowie der mit acht bzw. 22 Monaten Verzögerung einsetzende Rückgang der Inflation und auf der anderen Seite die genau zwölf Monate nach der coronabedingten massiven Ausweitung der Geldmenge stark anziehende Inflation:

Geldmenge M3 und Inflation in der Eurozone

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Quellen:

Geldmenge M2 und Inflation in den USA

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Quellen:

Inflation und Geldmengenwachstum korrelieren umso stärker, je höher die Inflation

Auch eine Studie des Centre for Economic Policy Research (CEPR) vom 24. Januar 2024 kommt zum Fazit, dass Inflation und Geldmenge korrelieren - und zwar umso stärker, je höher die Inflation ist:

Korrelation von Inflation und Geldmengenwachstum

Geldmengenwachstum in Deutschland, der Eurozone und den USA

Geldmenge Wachstum der Geldmenge
letzter
Monat
letzte
3 Monate
letzte
12 Monate
letzte
24 Monate
letzte
36 Monate
M1(DE) 0,23% -2,26% -7,37% -11,23% -5,68%
M2(DE) 0,06% 0,95% 0,13% 2,10% 7,41%
M3(DE) -0,05% 0,75% 0,52% 3,55% 9,00%
M1(EU) -0,27% 0,00% -6,26% -11,64% -3,57%
M2(EU) -0,21% 0,56% -0,14% 0,56% 7,62%
M3(EU) 0,11% 0,71% 1,30% 2,53% 9,39%
M1(USA)* -0,06% 0,00% -3,53% -12,90% -5,00%
M2(USA) 0,13% 0,37% 0,65% -3,74% 3,73%
Quelle: EZB, Fed St. Louis, Bundesbank, eigene Berechnungen. Stand der Daten: April 2024 für Deutschland, USA und Eurozone
Letzte Aktualisierung: 04.06.2024
*Anmerkung USA M1: Seit Mai 2020 beinhaltet die Geldmenge M1 auch Spareinlagen (einschließlich Geldmarkteinlagenkonten)

Historischer Vergleich des Wachstums der Geldmengen M2

Wie sich das Wachstum der Geldmengen M1 und M2 in den USA und der Eurozone seit Anfang der 1980er Jahre entwickelt hat, zeigen unser nachfolgenden Diagramme, wobei sich die Veränderungen immer auf den Vorjahresmonat beziehen und der Vergleich für M1 erst ab Mai 2021 startet, weil die Federal Reserve ein Jahr zuvor die Zusammensetzung des Aggregates so verändert hat, dass ansonsten dreistellige Zuwachsraten herauskommen würden:

Wachstum der Geldmenge M1 - Eurozone und USA

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Quellen:

Wachstum der Geldmenge M2 - Eurozone und USA

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Quellen:

Wachstum der Geldmengen M1 bis M3 in der Eurozone auf 12-Monats-Basis

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Quellen:

Wachstum der Geldmengen M1 und M2 in den USA auf 12-Monats-Basis

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Quellen:

Entwicklung der Geldmengen in Deutschland

Der deutsche Beitrag zu den Geldmengen M1, M2 und M3 der EU im Zeitverlauf:

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Quellen:

Entwicklung der Geldmengen im Euro-Raum und den USA

Geldmenge M1, M2 und M3 der EZB - Aktuelle Entwicklung und Wachstum im Chart

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Quellen:

Quelle: European Central Bank

Geldmenge M0, M1 und M2 der USA - Aktuelle Entwicklung und Wachstum

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Quellen:

Anmerkung USA M1: Ab Mai 2020 beinhaltet die Geldmenge M1 auch Spareinlagen (einschließlich Geldmarkteinlagenkonten). Quelle: Board of Govenors of the Federal Reserve System Money Stock Revisions H.6 (508)

Geldmenge M3 der USA

Die Geldmenge M3 wird in den USA nicht mehr offiziell veröffentlicht. Wir geben hier den letzten Stand aus dem Jahr 2006 an. Die Geldmenge M3 enthält neben Bargeld, Bankeinlagen und Bankschuldverschreibungen auch Geldmarktpapiere bis zwei Jahre Laufzeit.

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Quellen:

Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis

Hinweis: Über die Gründe der Einstellung informiert das Board of Govenors of the Federal Reserve System hier: http://www.federalreserve.gov/releases/h6/discm3.htm

Wachstum der Geldmenge M3 vs. Wachstum des Bruttoinlandsproduktes

Wächst die Geldmenge M3 stärker als das Bruttoinlandsprodukt des betrachteten Wirtschaftsraumes, so ergibt das Inflation - und einen Faktor für niedrige Zinsen, denn wenn die Geldmenge stärker zulegt als das Wirtschaftswachstum, wächst vereinfacht ausgedrückt das Angebot stärker als die Nachfrage. Der Preis des Angebotes (Geldmenge) ist in diesem Fall der Zins. Und der sinkt in Folge eines überbordenden Angebotes.

Geldmengen- und BIP-Wachstum in der EU

Unsere nachfolgende Statistik zeigt Ihnen, wie stark die Geldmenge M3 in der EU seit 2003 gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt zugelegt hat:

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Quellen:

Geldmengen- und BIP-Wachstum in Deutschland

Auch in Deutschland geht die Schere zwischen Wachstum von Geldmenge M3 (deutscher Anteil) und dem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes seit Jahren immer weiter auf:

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Quellen:

Geldmengen- und BIP-Wachstum in den USA

Auch in Deutschland geht die Schere zwischen Wachstum von Geldmenge M2 (M3 wird in den USA seit 2006 nicht mehr veröffentlicht) und dem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes seit Jahren immer weiter auf:

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Entwicklung der Differenz zwischen Geldmenge und BIP

Wie sich die Differenz von Geldmengen- und Wirtschaftswachstum in Deutschland, der Eurozone und den USA im Zeitverlauf und im direkten Vergleich verändert hat, zeigt unsere nachfolgende Auswertung:

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Quellen:

Echte Inflation anhand von Geldmengen- und BIP-Wachstum

Geldmengen- und BIP-Wachstum sind auch die zwei Größen, anhand derer die wahre Inflation bestimmt werden kann. Dazu zieht man von der Geldmenge M3 das Wirtschaftswachstum ab. Welche Werte sich dabei ergeben, haben wir in unseren Statistiken zur Inflationsrate berechnet:

Echte Inflation in Deutschland und der Eurozone »

Die Werte für die wahre Inflation liegen schon seit Jahren deutlich über der Zielmarke der EZB von zwei Prozent. Würde sich die Europäische Zentralbank daran orientieren, hätte sie schon längst einen Grund, ihre ultralockere Geldpolitik zu beenden und eine Zinswende einzuleiten. Stattdessen konzentriert sie sich aber mit den geringen Raten des als Inflationskennziffer dienenden Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) sowie der Kerninflationsrate, bei welcher der HVPI um Preise für Lebensmittel und Energie bereinigt wurde. Das zeigt, wie verfehlt die Politik der EZB im Hinblick auf geldpolitische Stabilität derzeit ist.

Aktuelle Zinsvergleiche für Tagesgeld und Festgeld

Tagesgeld-Zinsen im Vergleich »
Festgeld-Zinsen im Vergleich »