Marktanalyse Zinsen und Geldpolitik

Wie entwickeln sich Zinsen und Geldpolitik derzeit? Unsere Marktanalyse liefert monatlich die wichtigsten Entwicklungen auf einen Blick - angefangen bei den nominalen und realen Zinsen für Sparer, den Kredit- und Baufinanzierungszinsen über die Geldmenge bis hin zu den Bilanzsummen der Zentralbanken und den Zinsstrukturen am Anleihemarkt.

 

Unsere monatliche Marktanalyse

Zins- und Geldpolitische Entwicklungen auf einen Blick

Daniel Franke - Betreiber Tagesgeldvergleich.net

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Zinsentwicklung bei Tages- und Festgeld

Tagesgeld +416 Prozent Anstieg in den letzten 12 Monaten

Beim Tagesgeld hat sich der Zinsanstieg etwas verlangsamt. So legten die durchschnittlichen Zinsen aller von uns verglichenen Banken im November 2023 gegenüber dem Vormonat von 1,90 um 3,16 Prozent auf 1,96 Prozent pro Jahr zu. Die besten fünf Banken boten laut unserer Statistik zur Zinsentwicklung von Tagesgeld mit durchschnittlich 4,09 Prozent Zinsen pro Jahr (+0,00 Prozent gegenüber den 4,09 Prozent vom Vormonat) ein Vielfaches davon, was zeigt, wie wichtig es für Verbraucher auch in einer Phase steigender Zinsen ist, verschiedene Angebote zu vergleichen.

Auf 12-Monats-Sicht beträgt der Zinsanstieg sogar 416 Prozent im Durchschnitt aller und 164 Prozent im Mittel der jeweils fünf besten Banken. Seit Beginn der Zinswende der EZB im Juni 2022 sind die Zinsen fürs Tagesgeld sogar um 6.433 Prozent im Durchschnitt aller Angebote sowie um 1.414 Prozent im Durchschnitt der jeweils fünf besten Angebote eines jeden Monats gestiegen.

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Quellen:

Die Veränderung der Zinsen innerhalb der letzten ein bis zwölf Monate haben wir nachfolgend auf Basis unserer eigenen Daten aufbereitet und dabei einmal alle Banken mit Tagesgeld aus unserer Datenbank berücksichtigt und einmal nur die besten fünf Angebote des jeweiligen Monats:

Entwicklung der Zinsen aufs Tagesgeld
Banken Zinsentwicklung zum 01.12.2023 gegenüber
1 Monat 3 Monate 6 Monate 12 Monate 06/2022 (Beginn der Zinswende der EZB)
Alle 3,16% 30,67% 58,06% 415,79% 6.433,33%
Top5 0,00% 7,63% 18,55% 163,87% 1.414,81%

Tagesgeld - 6 Monate Anlagedauer

Tagesgeld - Mindest-Rating AA - Laufzeit: 6 Monate - Anlagesumme: 25000 Euro

Anbieter Land Zinssatz Zinsertrag
Consorsbank Tagesgeld Frankreich 4,02% 502,50 €
Bigbank Tagesgeld Estland 3,90% 487,50 €
Barclays Tagesgeld Irland 3,85% 481,25 €
Volkswagen Bank Tagesgeld Deutschland 3,83% 478,78 €
TF Bank AB Tagesgeld Schweden 3,83% 478,78 €
Stand: 11.12.2023

Tagesgeld - alle Banken - Laufzeit: 6 Monate - Anlagesumme: 25000 Euro

Anbieter Land Zinssatz Zinsertrag
Suresse Direkt Bank Tagesgeld Spanien 4,05% 506,73 €
Consorsbank Tagesgeld Frankreich 4,02% 502,50 €
Bigbank Tagesgeld Estland 3,90% 487,50 €
Barclays Tagesgeld Irland 3,85% 481,25 €
Volkswagen Bank Tagesgeld Deutschland 3,83% 478,78 €
Stand: 11.12.2023
Alle Tagesgeld-Angebote im Vergleich »

Festgeld - bis zu 161 Prozent Anstieg in den letzten 12 Monaten

Die durchschnittlichen Zinsen für Festgeld aller von uns verglichenen Banken legten im November eine unterschiedliche Entwicklung hin: während sie für sechs Monate Laufzeit um 1,02 Prozent gegenüber dem Vormonat stiegen, sanken sie bei Laufzeiten von 12 bis 120 Monaten um bis zu 3,16 Prozent pro Jahr. Bei den jeweils besten Zinsen ging es je nach Laufzeit um bis zu 7,69 Prozent weiter nach oben. Auf 12-Monats-Sicht beträgt der durchschnittliche Zinsanstieg aller Banken je nach Laufzeit bis zu 161 Prozent und der der jeweils besten Banken bis zu 85 Prozent:

Lauf­zeit Durch­schnitt­liche Zinsen p.a. Spitzen­zins­satz p.a.
01.11.2023 01.12.2023 Verän­derung 01.11.2023 01.12.2023 Verän­derung
6 Monate 2,95% 2,98% 1,02% 4,10% 4,16% 1,46%
1 Jahr 3,38% 3,36% -0,59% 4,50% 4,42% -1,78%
2 Jahre 3,27% 3,23% -1,22% 4,70% 4,50% -4,26%
3 Jahre 3,15% 3,13% -0,63% 4,55% 4,85% 6,59%
5 Jahre 3,13% 3,13% 0,00% 4,55% 4,90% 7,69%
10 Jahre 3,16% 3,06% -3,16% 5,00% 5,00% 0,00%
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Zinsentwicklung der letzten 1 bis 12 Monate

Wie sich die Zinsen aufs Festgeld in den letzten ein bis zwölf Monaten entwickelt haben, zeigen unsere nachfolgenden Berechnungen:

Top-Zinsen

Entwicklung der Top-Zinsen beim Festgeld
Laufzeit Zinsentwicklung zum 01.12.2023 gegenüber
1 Monat 3 Monate 6 Monate 12 Monate
6 Monate 1,46% 1,22% 17,18% 84,89%
1 Jahr -1,78% -2,00% 10,78% 56,74%
2 Jahre -4,26% 0,00% 9,76% 45,16%
3 Jahre 6,59% 7,78% 14,12% 46,97%
5 Jahre 7,69% 8,89% 8,89% 40,00%
10 Jahre 0,00% 17,65% 42,86% 61,29%

Die nachfolgende Zeitreihe zeigt auf Monatsbasis, wie sich die Top-Zinsen aufs Tagesgeld sowie Festgeld mit sechs Monaten bis zehn Jahren Laufzeit seit 2016 entwickelt haben:

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Quellen:

Durchschnittszinsen

Entwicklung der durchschnittlichen Zinsen beim Festgeld
Laufzeit Zinsentwicklung zum 01.12.2023 gegenüber
1 Monat 3 Monate 6 Monate 12 Monate
6 Monate 1,02% 6,43% 36,07% 161,40%
1 Jahr -0,59% 4,35% 23,53% 104,88%
2 Jahre -1,22% 1,25% 15,36% 78,45%
3 Jahre -0,63% 1,62% 11,79% 60,51%
5 Jahre 0,00% 0,97% 11,79% 53,43%
10 Jahre -3,16% 4,79% 19,07% 61,05%

Die nachfolgende Zeitreihe zeigt auf Monatsbasis, wie sich die durchschnittlichen Zinsen aufs Tagesgeld für neue Einlagen bzw. Neukunden sowie Festgeld mit sechs monaten bis zehn Jahren Laufzeit seit 2016 entwickelt haben:

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Quellen:

Kaufkraftverlust von 210 bzw. 650 Milliarden Euro

Warum die Inflation für Sparer ein großes Problem ist: Bei 7,90 Prozent Inflation auf Jahressicht kommen wir in unserem Zinsradar auf 210 Milliarden Euro Kaufkraftverlust der Verbraucher auf deren Spareinlagen bei Banken - nur 2022 in Deutschland! Für die Eurozone haben wir in unserem Zinsradar bei 7,50 Prozent Jahresinflation einen Kaufkraftverlust von mehr als 650 Milliarden Euro errechnet.

Zum Zinsradar »

Anzahl der Zinsänderungen der Banken

Haben wir den Zenit der Zinsen bei Tages- und Festgeld bereits erreicht oder schon überschritten? Um diese Frage zu beantworten, werfen wir nach dem obigen Blick auf die generelle Entwicklung der Zinsen für einzelne Laufzeiten an dieser Stelle einen Blick auf die Aktivitäten der Banken und stellen die Frage "Wie viele Banken haben ihre Zinsen für Tages- und/oder Festgeld erhöht bzw. gesenkt?":

Anzahl der Zins­änderungen bei Tages- und Festgeld
November 2023 Tagesgeld Festgeld
Anzahl Zins­erhöhungen 18 81
Anzahl Zins­senkungen 3 168
Anzahl der Banken mit Zins­erhöhungen 15 30
Anzahl der Banken mit Zins­senkungen 3 40
Größte Zins­erhöhung +1,80 Prozent­punkte +2,50 Prozent­punkte
Durch­schnitt­liche Zins­erhöhung +0,36 Prozent­punkte +0,50 Prozent­punkte
Größte Zins­senkung -0,35 Prozent­punkte -2,55 Prozent­punkte
Durch­schnitt­liche Zins­senkung -0,14 Prozent­punkte -0,34 Prozent­punkte

Einlagenzins

Vergleich von Einlagenzins und Zinsen bei Tagesgeld

Niedrige Einlagenzinsen bedeuten fast zwangsläufig auch niedrige Zinsen bei Tagesgeld und Festgeld. Das liegt daran, dass sich die Sparzinsen in vielen Fällen am EZB-Leitzins orientieren und Einlagenzins sowie Leitzins parallel erhöht oder gesenkt werden. Den direkten Vergleich von EZB-Einlagenzins und den von uns ermittelten Tagesgeldzinsen stellt nachfolgendes Diagramm dar:

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Quellen:

Abstand zwischen Tagesgeldzinsen und Einlagenzins der EZB

Neben der Höhe der Zinsen aufs Tagesgeld wollen wir nachfolgend untersuchen, ob und in welchem Umfang die Banken die Einlagenzinsen der EZB weitergeben, welche sie auf ihre Zentralbankguthaben erhalten. Liegt der Tagesgeldzins, den eine Bank ihren Kunden gewährt, zum Beispiel bei 1,00 Prozent pro Jahr während der Einlagenzins bei 2,00 Prozent pro Jahr liegt, beträgt die Differenz 1,00 Prozentpunkte. Diese Zinsdifferenz könnte die Bank vereinnahmen, wenn sie das Geld ihrer Kunden einfach nur auf ihr Zentralbankkonto legt und sich von der EZB den höheren Einlagenzins gutschreiben lässt.

In unseren Zeitreihen werten wir die Differenz zwischen Tagesgeldzinsen und Einlagenzinsen aus. Positive Werte bedeuten also, dass die Banken höhere Zinsen zahlen, als sie von der EZB erhalten, negative Werte bedeuten das Gegenteil. Dabei betrachten wir einmal die Zinsen der jeweils fünf besten Banken eines Monats und einmal den Durchschnitt aller von uns untersuchten Banken:

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Quellen:

Zinsprognose für Tages- und Festgeld

Tagesgeld

Während sich Festgeldzinsen eher an den Renditen von Anleihen derselben Laufzeit orientieren, dient beim Tagesgeld die Einlagefazilität der EZB als Referenz, also der Zinssatz, den Banken für täglich fällige Guthaben auf ihren Zentralbankkonten bekommen. Der Einlagenzins der EZB liegt seit dem 14. September 2023 bei 4,00 Prozent und der Leitzins für die Eurozone bei 4,50 Prozent. Im Jahresverlauf werden keinerlei Zinsschritte mehr erwartet, so dass wir für Tagesgeld von bis zu 4,25 Prozent Zinsen p.a. im Verlauf des zweiten Halbjahres ausgehen, weil einzelne Banken für die Neukundengenerierung auch Zinsen oberhalb des Einlagensatzes bieten werden:

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Quellen:

Bloonberg Survey of Economics stützt unsere Prognose für 2023

Laut Bloomberg Survey of Economics rechnen Wirtschaftsexperten für 2023 mit weiteren Anhebungen des Einlagenzinses bis Mitte 2023 in drei Schritten von derzeit 3,00 auf 3,75 Prozent. Für den Rest des Jahres sehen die Analysten einen unveränderten Einlagenzins und für 2024 eine moderate Senkung des Zinssatzes auf bis zu 2,75 Prozent. Das stützt unsere oben gemachte Prognose, denn die höchsten Zinsen fürs Tagesgeld liegen für gewöhnlich ein bis zwei Monate nach dem entsprechenden Zinsschritt der EZB leicht über dem Einlagenzin.

Prognose für den Einlagenzins der EZB im Jahresverlauf 2023 und 2024

Risikolose Zinsgewinne für Banken

Gerade in Phasen steigender Einlagenzinsen ist es für Banken verlockend, ihren Kunden weniger Zinsen aufs Tagesgeld zu zahlen, als sie selber fürs Parken der Einlage auf ihrem Zentralbankkonto erhalten, erlaubt das doch eine risikofreie Arbitrage.

Dazu ein Beispiel: wenn eine Bank 100 Millionen Euro von Kunden über ein Tagesgeldangebot zu 0,75 Prozent Zinsen pro Jahr einwirbt und dieses Geld eins zu eins auf ihrem Zentralbankkonto parkt, bekommt sie dafür von der EZB nach aktuellem Stand (08/2023) 3,75 Prozent Zinsen pro Jahr gutgeschrieben. Zinsaufwendungen von 750.000 Euro (100.000.000 EUR x 0,75 Prozent) stehen Zinserträge von 3.750.000 Euro (100.000.000 EUR x 3,75 Prozent) gegenüber, was einen risikolosen Zinsgewinn von 2.750.000 Euro ergibt.

2021 hatten Kreditinstitute aus Deutschland durchschnittlich 1.048 Milliarden Euro Zentralbankguthaben auf Girokonten der EZB. Bei einem aktuellen Einlagenzins von 3,75 Prozent würde das 39,30 Milliarden Euro risikofreie Zinsgewinne pro Jahr für deutsche Banken bedeuten - nur dafür, dass sie so viel Geld wie möglich auf ihren Zentralbank-Girokonten lagern.

Sparquote und deren Veränderung

Im 3. Quartal 2023 lag die Sparquote in Deutschland mit 10,30 Prozent gegenüber dem Vorquartal saisonal bedingt um 0,80 Prozentpunkte niedriger. Unsere Auswertung der Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal zeigt, dass die Befürchtungen, Verbraucher würden angesichts steigender Lebenshaltungskosten kaum noch Geld zur Seite legen können, nicht zutreffen. Die Sparquote lag 0,70 Prozentpunkte über der vom 3. Quartal 2022.

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Quellen:

Kredit- und Baufinanzierungszinsen

Zinsentwicklung bei Privatkrediten

Die Zinswende kommt auch bei Privatkrediten für Verbraucher an – hier allerdings nicht in Form höherer Kosten: In den letzten sechs Monaten stiegen die Werbezinsen in Form der Mindest-Sollzinsen aller von unserer Redaktion auf unserem Schwesterportal Kreditvergleich.net verglichenen Banken um 18,4 Prozent und die 2/3-Zinsen als von mindestens zwei Dritteln aller Kreditnehmer tatsächlich zu zahlenden Zinsen um 7,16 Prozent. Auf 12-Monats-Sicht kommen wir in unseren Berechnungen auf einen Zinsanstieg von 31,9 Prozent bei den Mindest-Sollzinsen und 20,4 Prozent bei den 2/3-Zinsen:

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Zinsentwicklung bei Autokrediten

Bei Autokrediten für Verbraucher stiegen die Zinsen ebenfalls weiter an: die Werbezinsen in Form der jeweiligen Mindest-Sollzinsen legten in den letzten sechs Monaten um 5,2 Prozent und die von mindestens zwei Dritteln aller Kreditnehmer tatsächlich zu zahlenden 2/3-Zinsen um 11,7 Prozent zu. Über die letzten zwölf Monate beträgt der Zinsanstieg 13,7 Prozent bei den Mindest-Sollzinsen und 34,5 Prozent bei den 2/3-Zinsen.

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Quellen:

Zinsmargen der Banken

Zinsmarge zwischen Sollzinsen und Guthabenzinsen

Wer denkt, er hat schon alles gesehen, der kennt unsere Auswertung der Entwicklung der Zinsspanne zwischen den Sollzinsen beim Dispokredit auf dem Girokonto oder bei Kreditkarten mit Teilzahlung und den Zinsen auf täglich fällige Einlagen (Tagesgeld) noch nicht:

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Zinsmarge bei Privatkrediten - abhängig von der Refinanzierung

Die Zinsmarge der Banken hängt ganz davon ab, wo bzw. wie sie sich refinanzieren. Verfügen sie über genügend fristenkongruente Kundeneinlagen, können auf diesen Kredite vergeben werden. Da die Banken - wie wir bereits weiter oben festgestellt haben - die steigenden Einlagenzinsen der EZB nur zögerlich über steigende Sparzinsen an ihre Kunden weitergeben, die von selbigen zu entrichtenden Kreditzinsen jedoch deutlich schneller erhöhen, steigt die Zinsmarge der Banken, wenn sie Kredite aus den generierten Spareinlagen vergeben:

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Quellen:

Muss sich eine Bank das für die Kreditvergabe benötigte Kapital hingegen am Interbanken- oder Anleihemarkt beschaffen, können steigende Zinsen schnell zu sinkender Zinsmarge führen. Ob dem so ist, haben wir nachfolgend durchgerechnet und dafür die Differenz zwischen den Effektivzinsen für Konsumentenkredite mit einem bzw. fünf Jahren Laufzeit und den Umlaufrenditen von Bankschuldverschreibungen mit einem bzw. fünf Jahren Restlaufzeit ermittelt (Quelle in beiden Fällen die Deutsche Bundesbank):

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Quellen:

Steigende Bauzinsen, sinkende Zinsmargen

Um 136 Prozent sind die Zinsen für Baufinanzierungen seit Jahresbeginn 2022 gestiegen. Berechnungsgrundlage sind die Mindest-Sollzinsen aller in der Datenbank unseres Schwesterportals Kreditvergleich.net enthaltenen Banken und Vermittler, welche im dortigen Baufinanzierungsvergleich veröffentlicht werden.

Trotz dieses Anstiegs blieben die realen Bauzinsen zuletzt im September 2023 mit -0,33 Prozent weiterhin negativ - den 32. Monat in Folge.

Langsamer als die Bauzinsen im Neugeschäft steigende Renditen für Hypothekenpfandbriefe sorgten bei den Banken im September dafür, dass die Zinsmargen bei der Baufinanzierung mit +0,16 (über 10 Jahre Zinsbindung) bis 1,22 ( ein Jahr Zinsbindung) Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat nachgaben. Zum Vergleich: die durchschnittliche Zinsmarge 2021 lag für Baufinanzierungen mit zehn Jahren Zinsbindung bei 0,92 Prozentpunkten:

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Quellen:

Geldmengen in den USA und der Eurozone

Der Unterschied zwischen Federal Reserve in den USA und EZB in der Eurozone: die US-Zentralbank reagiert in Krisen schneller und umfassender, bremst dann aber auch schneller ihre Geldpolitik ab - zu erkennen am 12-Monats-Wachstum der Geldmenge M2, welches zu Beginn der Coronakrise in den USA in der Spitze bis zu 2,5-mal so hoch war wie in der Eurozone, jedoch zuletzt im Dezember 2022 mit -1,99 Prozent erstmals negativ war und mit -3,30 Prozent im Oktober 2023 weiterhin deutlich unter den -2,09 Prozent der EZB lag:

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Quellen:

Bilanzsummen von Federal Reserve und EZB

Beim Blick auf die Bilanzsummen der Zentralbanken der Eurozone und der USA zeigt sich, dass die Federal Reserve im November erneut stärker reduzierte als die EZB. Während bei der Federal Reserve ein Rückgang um 0,90 Prozent bzw. 70,519 Milliarden US-Dollar zu Buche stand, lag der Rückgang bei der EZB mit 0,25 Prozent bzw. 17,624 Milliarden Euro bei weniger als einem Drittel davon:

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Quellen:

Die Summe der Bilanzsummen der Federal Reserve, EZB, Bank of Japan, Bank of England und der Schweizer Nationalbank haben wir ebenfalls auf Monatsbasis ausgewertet, um die Gesamtentwicklung der Geldpolitik in diesem fünf Wirtschaftsräumen aufzuzeigen:

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Quellen:

Leitzinsen in der Eurozone und den USA

Der Leitzins der EZB für die Eurozone liegt seit dem 14. August 2023 bei 4,50 Prozent. Der Leitzins der Federal Reserve für die USA ist nach der letzten Zinserhöhung vom 26. Juli 2023 mit 5,50 Prozent wesentlich höher:

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Quellen:

Die Unterschiede zwischen beiden Wirtschaftsräumen zeigen die unterschiedliche Geschwindigkeit der Geldpolitik der jeweiligen Zentralbanken: während in der Eurozone der reale Leitzins Ende Oktober 2023 mit 1,60 Prozent erstmals nach 34 Monaten wieder positiv war, ist er in den USA bereits seit acht Monaten in Folge nicht mehr negativ:

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Quellen:

Zinsstrukturen am Anleihemarkt

In den USA ist die Zinskurve mit Stand 01. Dezember 2023 weiterhin größtenteils invertiert. Der Spread zwischen lang- und kurzfristigen Zinsen (20 Jahre versus drei Monate) beträgt minus 0,95 Prozentpunkte, in Deutschland liegt er bei minus 1,06 Prozentpunkten. Dafür ist das Zinsniveau in den USA deutlich höher, weil die Federal Reserve in ihrem Zyklus der Anhebungen der Leitzinsen schon wesentlich weiter ist als die EZB.

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Quellen:

Die Zinsdifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit drei Monaten und 10 Jahren Laufzeit lag Ende November 2023 mit +1,02 Prozentpunkten den 14. Monat in Folge im positiven Bereich (kurzfristige Zinsen höher als langfristige), wobei die Invertierung um 22 Basispunkte höher war als im Oktober. Zur Erklärung: höhere Zinsen für Anleihen mit längerer Laufzeit sollten die Regel sein, weshalb die Differenz von kurz- und langfristigen Zinsen im Normalfall negativ ist.

Die Zinsdifferenz zwischen 2- und 10-jährigen US-Staatsanleihen lag Ende November 2023 bei +0,38 Prozentpunkten nach +0,27 Prozentpunkten im Vormonat - ein Anstieg der Invertierung um 11 Basispunkte. Die Zinsen für Anleihen mit kürzerer Laufzeit sind also auch hier höher als die Zinsen für Anleihen mit längerer Laufzeit. In der Vergangenheit war das Verharren der Zinsdifferenzkurve im positiven Bereich in 8 von 10 Fällen der Vorbote einer Rezession.

In Deutschland war die Zinsdifferenz zwischen 2- und 10-jährigen Bundesanleihen mit +0,32 Prozentpunkten Ende November 2023 den 13. Monat in Folge positiv, die kurzfristigen Zinsen lagen also auch hier über den langfristigen Zinsen - deutlicher Vorbote einer Rezession, die auch von Experten für 2023/2024 erwartet wird.

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Quellen:

Warum die klassische Zinsdifferenzkurve Fehlalarm gibt

Klassisch gilt: liegen die kurzfristigen Zinsen am Anleihemarkt über den langfristigen Zinsen müssen sich Banken das Geld für Kredite teurer leihen als sie es verleihen können. Von daher war in der Vergangenheit eine inverse Zinsstruktur (kurzfristige Zinsen höher als langfristige) ein guter Indikator für eine bevorstehende Rezession, da Banken die Kreditvergabe einschränken, wenn sie daran kein Geld mehr verdienen.

Inzwischen ist die Lage aber anders: die Banken schwimmen förmlich in Spareinlagen und müssen sich für Kredite kein Geld am Interbankenmarkt leihen.

Daher ist für die Zinsstruktur am kurzen Ende auch nicht mehr die Rendite kurzlaufender Staatsanleihen relevant, sondern die von Spareinlagen etwa mit drei Monaten Kündigungsfrist oder 1-2 Jahren Laufzeit und diese liegen aktuell deutlich unter denen am Anleihemarkt.

Diese alternative Zinsstrukturkurve (Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen - Zinsen für Spareinlagen mit drei Monaten Kündigungsfrist bzw. für Spareinlagen mit 1-2 Jahren Laufzeit) haben wir nachfolgend berechnet - mit interessantem Ergebnis, denn der Spread ist aktuell so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.

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Quellen: