Sparquote - Definition und Entwicklung in Deutschland

Projektion der Bundesbank

In ihrem Monatsbericht vom Juni 2021 schätzt die Deutsche Bundesbank die Entwicklung der Sparquote in Deutschland wie folgt ein: "Auch im weiteren Verlauf wird der private Konsum zunächst erheblich stärker zulegen als es die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte nahelegen, und die Sparquote wird schnell sinken.

Wenn in den ersten Monaten des Jahres 2022 annahmegemäß alle nennenswerten Einschränkungen auslaufen und Spar- beziehungsweise Konsumentscheidungen nicht mehr unmittelbar von der Pandemie beeinflusst sind, erreicht sie ihr Vorkrisenniveau. Danach fällt die Sparquote weiter, weil angenommen wird, dass etwa ein Viertel der Ersparnisse, die während der Pandemie unfreiwillig gebildet wurden, im weiteren Projektionszeitraum für zusätzliche Konsumausgaben verwendet wird.

Ende 2022 durchschreitet die Sparquote ihre Talsohle und steigt wieder in Richtung ihres Vorkrisenwerts an. Dadurch verlangsamt sich das Wachstumstempo des privaten Konsums am Ende des Projektionszeitraums spürbar. Langfristig dürfte die Sparquote wieder ein ähnliches Niveau erreichen wie vor der Pandemie. Dies geschieht allerdings erst jenseits des Projektionshorizonts. Erst dann wächst der private Verbrauch wieder stärker im Einklang mit den verfügbaren Einkommen.

Als Gründe für die höhere Sparquote der Privathaushalte während der Coronakrise führt die Bundesbank auf (Mehrfachnennungen möglich):

  • Furcht vor Einkommensverlusten (7 Prozent)
  • Corona-Restriktionen (95 Prozent)
  • Sorgen vor Ansteckung (22 Prozent)
  • Sonstiges (7 Prozent)

Sparquote

Definition der Sparquote

Die Sparquote wird definiert als das Verhältnis von Ersparnissen zu Einkommen. Daraus ergibt sich die Unterscheidung in eine Sparquote der privaten Haushalte und eine volkswirtschaftliche Sparquote. Die Definitionen beider Sparquoten lauten wie folgt:

Sparquote
der privaten Haushalte
=Ersparnisse / verfügbares Haushaltseinkommen
volkswirtschaftliche Sparquote=Ersparnisse aller Wirtschaftssubjekte / Bruttoinlandsprodukt

Durchschnittliche oder marginale Sparquote?

So, wie es zwei Definitionen der Sparquote auf einzel- und volkswirtschaftlicher Ebene gibt, existieren auch zwei Berechnungsmöglichkeiten der Sparquote: die durchschnittliche und die marginale Sparquote.

Die durchschnittliche Sparquote gibt an, welchen Anteil des verfügbaren (Haushalts-)Einkommens die Wirtschaftssubjekte zur Seite legen.

Beispiel: bei einem verfügbaren Haushaltseinkommen von 50.000 Euro legt ein Privathaushalt 10.000 Euro pro Jahr zur Seite. Die durchschnittliche Sparquote beträgt in diesem Fall 20 Prozent.

Die marginale Sparquote hingegen gibt den Anteil an, der bei einer Einkommensänderung zusätzlich oder weniger gespart wird.

Beispiel: Unser Haushalt hat dank Lohnsteigerung im neuen Jahr ein verfügbares Haushaltseinkommen von 52.500 Euro und legt nun 11.000 Euro zur Seite. Die durchschnittliche Sparquote beträgt nun 20,95 Prozent. Die marginale Sparquote hingegen ergibt sich als Quotient aus dem Mehreinkommen und dem Zuwachs bei den Ersparnissen. In unserem Beispiel wären das 2.500 Euro Mehreinkommen und 1.000 Euro mehr Ersparnisse. Das ergibt eine marginale Sparquote von 40 Prozent.

Welche Faktoren haben Einfluss auf die Sparquote?

Auf die Sparquote haben mehrere Faktoren Einfluss. Einige lassen sich direkt aus der Definition ableiten, andere aus externen Anreizen.

Aus der Definition der Sparquote ergibt sich, dass das verfügbare Haushaltseinkommen einen direkten Einfluss hat. Je niedriger es ist, je weniger Geld den Haushalten oder Wirtschaftssubjekten nach Abzug der laufenden Kosten zur Verfügung steht, desto niedriger wird die Sparquote.

Indirekt wirken natürlich noch weitere Faktoren auf die Sparquote ein. Einer davon ist das Zinsniveau bzw. die Zinsentwicklung: Je niedriger die Zinsen auf Tagesgeld, Festgeld, Sparbücher oder andere Zinsprodukte, desto weniger Motivation zum Sparen besteht. Weitere Einflussfaktoren sind die konjunkturellen Aussichten und die gefühlte Sicherheit des laufenden Einkommens. Schätzen die Wirtschaftssubjekte die Konjunkturentwicklung negativ ein, werden sie versuchen, mehr Geld anzusparen. Halten sie hingegen ihre laufenden Einkünfte für sicher, werden sie mehr konsumieren und weniger sparen.

Die Sparquote in Deutschland

Entwicklung der Sparquote in Deutschland nach Bundesländern

Wie unterschiedlich die Sparquoten innerhalb der einzelnen Bundesländer sind, zeigt unsere nachfolgende Statistik:

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Quellen:

Wie viel Geld legen Sparer pro Bundesland und Jahr zurück?

Die Sparquote ist eine Größe, die alleine für sich noch nicht wirklich viel aussagt. Erst, wenn man sie ins Verhältnis etwa zum verfügbaren Einkommen setzt, ergibt sich eine aussagekräftige Kennzahl zum absoluten Sparverhalten. Wir haben das gemacht und die Sparquote für jedes Bundesland mit dem verfügbaren Einkommen pro Verbraucher und Jahr multipliziert. Heraus kommt der Betrag, den jeder Sparer durchschnittlich pro Jahr und Bundesland zur Seite legt:

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Quellen:

Ranking der Bundesländer nach Sparleistung je Einwohner

2019
Rang Bundesland Sparbetrag in EUR pro Jahr
1 Baden-Württemberg 3.235,96
2 Bayern 3.163,63
3 Hamburg 2.878,34
4 Hessen 2.873,16
5 Rheinland-Pfalz 2.644,46
6 Schleswig-Holstein 2.465,96
7 Nordrhein-Westfalen 2.296,28
8 Berlin 2.244,00
9 Niedersachsen 2.176,81
10 Saarland 2.027,70
11 Brandenburg 1.822,28
12 Bremen 1.804,40
13 Thüringen 1.365,72
14 Sachsen 1.362,45
15 Mecklenburg-Vorpommern 1.304,49
16 Sachsen-Anhalt 1.210,74
Deutschland gesamt 2.495,99
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen - Stand: 2021

Veränderung der Sparleistung im Zeitverlauf:

Bundesland Sparbetrag in EUR pro Jahr Veränd. seit 1995 Veränd. seit 2005
1991 1995 2005 2019
Baden-Württemberg 2.047,64 1.876,32 2.239,08 3.235,96 72,46% 41,60%
Bayern 2.018,10 1.986,98 2.214,51 3.163,63 59,22% 39,12%
Berlin 1.592,71 1.705,74 1.460,32 2.244,00 31,56% 45,59%
Brandenburg 534,24 1.128,77 1.318,05 1.822,28 61,44% 32,90%
Bremen 1.589,52 1.449,93 1.264,19 1.804,40 24,45% 40,90%
Hamburg 1.977,97 1.934,30 2.020,40 2.878,34 48,80% 42,80%
Hessen 1.938,16 1.934,73 2.081,62 2.873,16 48,50% 32,15%
Mecklenburg-Vorpommern 424,56 1.033,72 1.066,99 1.304,49 26,19% 20,39%
Niedersachsen 1.675,74 1.597,34 1.589,25 2.176,81 36,28% 33,46%
Nordrhein-Westfalen 1.855,63 1.748,42 1.823,01 2.296,28 31,33% 24,10%
Rheinland-Pfalz 1.806,62 1.637,37 1.849,50 2.644,46 61,51% 37,31%
Saarland 1.427,89 1.305,12 1.484,39 2.027,70 55,37% 38,44%
Sachsen 472,13 1.086,15 1.167,62 1.362,45 25,44% 14,67%
Sachsen-Anhalt 440,94 995,91 1.087,44 1.210,74 21,57% 10,85%
Schleswig-Holstein 1.860,57 1.786,59 1.811,33 2.465,96 38,03% 30,50%
Thüringen 473,14 972,66 1.154,66 1.365,72 40,41% 18,72%
Deutschland gesamt 1.620,24 1.668,62 1.815,46 2.495,99 49,58% 33,22%
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, eigene Berechnungen (verfügbares Einkommen in EUR * Sparquote in %)

Sparquote in Deutschland - Jahres- und Quartalsvergleich

Die Entwicklung der Sparquote in Deutschland seit 1991 finden Sie nachfolgend (Angaben pro Jahr):

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Quellen:

Nachfolgend finden Sie die Sparquote in Deutschland pro Quartal:

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Quellen:

Natürlich betrachten wir auch bei der Sparquote die Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal:

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Quellen:

Sparquote in den USA - Monatswerte

Die Entwicklung der Sparquote in den USA auf Monatsbasis ab 1959:

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Quellen:

Sparquote und Zinsniveau

Sinkt die Sparquote mit steigendem Zinsniveau bzw. steigt sie mit sinkendem Zinsniveau? Dieser Frage gehen wir in unserer letzten Statistik nach:

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Quellen:

Wie hoch derzeit die Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld sind, können Sie unseren aktuellen Zinsvergleichen entnehmen:

Über 120 Banken mit Tagesgeld im Vergleich »
Über 90 Banken mit Festgeld im Vergleich »