Nachrangabrede

Vorsicht bei Sparbriefen und Festgeld mit dieser Klausel

Wir werten seit einiger Zeit auch die Zinsen der Sparkassen auf Sparbriefe und Festgeld aus und sind in diesem Zusammenhang bei einzelnen Instituten auf überdurchschnittlich hoch verzinste Sparbriefe mit Nachrangabrede gestoßen. Da sich die meisten Sparer unter diesem Begriff kaum etwas vorstellen können, wollen wir in diesem Ratgeber erklären, was es damit auf sich hat.

Was ist eine Nachrangabrede?

Die Nachrangabrede vereinbart, dass Gläubiger (in diesem Fall die Sparer) im Falle der Insolvenz des Kreditinstituts erst dann bedient werden, wenn die Ansprüche vorrangiger Gläubiger bedient wurden. Einfach ausgedrückt: sie stehen ganz hinten in der Schlange und müssten im Insolvenzfall hoffen, dass für sie noch etwas an Insolvenzmasse übrigbleibt, aus der ihre Ansprüche bedient werden können.

Kein Problem, bei Einlagen greift doch die Einlagensicherung – oder?

Spareinlagen von Verbrauchern unterliegen in Deutschland der gesetzlichen Einlagensicherung und darüber hinaus bei zahlreichen Instituten auch der erweiterten Einlagensicherung über spezielle Sicherungsfonds.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn bei Sparkassenkapitalbriefen mit Nachrangabrede greift die gesetzliche Einlagensicherung nicht, wie auch die BaFin schreibt: BaFin - Sparbrief

„Bei einem solchen Sparbrief greift die gesetzliche Einlagensicherung nicht. Wenn das Kreditinstitut insolvent wird, werden Ihnen deshalb auch die im Normalfall „garantierten“ 100.000 Euro nicht zurückgezahlt. Außerdem werden Ihre Ansprüche aus der Insolvenzmasse nachrangig behandelt. Das heißt, dass andere Gläubiger vor Ihnen entschädigt werden. Für das höhere Risiko erhalten Sie allerdings in der Regel auch höhere Zinsen.“

Auch Institutssicherung der Sparkassen-Finanzgruppe greift nicht

„Sparbriefe mit Nachrangabrede gelten bankaufsichtsrechtlich als Eigenmittel (Ergänzungskapital). Forderungen mit Eigenkapital- / Eigenmittelcharakter, insbes. gemäß Randnr. 41, 44 der Mitteilung der EU-Kommission 2013/C 216/01 vom 30. Juli 2013 („Bankenmitteilung“), fallen nicht unter die Institutssicherung des Sicherungssystems der Sparkassen-Finanzgruppe.“ heißt es bei der Sparkassen-Finanzgruppe. Somit greift auch dieser Sicherungstopf im Falle eines Falles nicht.

Ergänzungskapital in der Haftungskaskade

Im Rahmen einer Bankenabwicklung ergibt sich laut Sanierungs- und Abwicklungsgesetz (kurz: SAG) folgende Reihenfolge für die Haftung der Kapitalgeber:

Infografik zur den 6 Stufen der Haftungskaskade

Deshalb vergleichen wir solche Angebote ohne Einlagensicherung nicht mit Festgeldern mit gesetzlicher Einlagensicherung und führen sie auch in keinem unserer Vergleiche oder Rechner auf.

Hinweis auf Risiken bei einzelnen Instituten

Interessant ist, wie unterschiedlich einzelne Banken potenzielle Kunden auf die Risiken hinweisen:

Kreissparkasse Ostalb - Sparkassenkapitalbrief

Die Kreissparkasse Ostalb hat bei ihrem Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede gar keinen Risikohinweis online, sondern schreibt auf ihrer Webseite:

„Mit dem Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede legen Sie Ihr Geld sicher an. Wählen Sie die Laufzeit, die für Ihre Pläne und Wünsche am besten geeignet ist. Oder machen Sie Ihren Kindern und Enkel­kindern ein schönes Geschenk.“

Dazu noch rechts der Link zur "hohen Einlagensicherheit", die aber gemäß BaFin bei diesem Produkt überhaupt nicht greift.

Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede der Kreissparkasse Ostalb

Sparkasse Bodensee – Sparkassenkapitalbrief

Die Sparkasse Bodensee wirbt bei ihrem Sparkassenkapitalbrief erst einmal gut sichtbar mit „Jährlich Premiumzins kassieren“ und weist im oberen Bereich ihrer Webseite mit keiner Silbe auf die Nachrangabrede hin.

Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede der Sparkasse Bodensee - Bild 1

Erst ganz unten auf der Seite steht als „wichtiger Hinweis“, dass es sich um einen Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede handelt:

Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede der Sparkasse Bodensee - Bild 2

Positiv zu erwähnen ist, dass die Sparkasse Bodensee – anders als die Kreissparkasse Ostalb - auf das Risiko eines Totalverlustes hinweist und darüber aufklärt, dass der "Sparkassenkapitalbrief mit Nachrangabrede" nicht unter die Institutssicherung des Sicherungssystems der Sparkassen-Finanzgruppe fällt.

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