Wie sicher sind Sparanlagen in Frankreich noch?

Die Stiftung Warentest verzichtet künftig bei Tages- und Festgeldern auf französische Banken - ist das gerechtfertigt?

Ein Blick in eine Stellungnahme der Stiftung Warentest wirft für Sparer hierzulande derzeit einige Fragen auf: Darin wird darauf eingegangen, dass die Ratingagentur Fitch die Bonität Frankreichs herabstufte – von AA- auf A+. Auf das gesunkene Kreditrating reagiert die Stiftung Warentest mit der Entfernung aller französischen Sparangebote aus den eigenen Vergleichen (Tagesgeld und Festgeld). War dieser Schritt notwendig und müssen sich Sparer künftig über ihre Anlagen in Frankreich Sorgen machen?

Warum stuften die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Frankreichs herab?

Frankreich steckt tief in einer Regierungs- und Haushaltskrise. Im September 2025 zerbrach die Regierung Frankreichs nach einer Vertrauensabstimmung des (ehemaligen) Premierministers François Bayrou in der Nationalversammlung. Die von ihm angeführte Minderheitsregierung trat danach geschlossen zurück. Seitdem ist Ex-Verteidigungsminister Sebastien Lecornu im Amt, der einen Neuanfang starten soll.

Als besonders problematisch gilt, dass das französische Parlament sehr zersplittert ist. Die aktuelle Regierung bilden die liberale Renaissance (RE; welche Staatspräsident Emmanuel Macron gründete) sowie die konservative Les Républicains. Dritte und prinzipiell stärkste Kraft ist das linke Bündnis Nouveau Front Populaire (NFP). Die erstgenannten Parteien stellen eine Minderheitsregierung. Allerdings sind formale Koalitionen und Kompromisse in Frankreich kaum vorhanden. Entsprechend mangelt es an dieser Stelle an Stabilität. Mitunter sind Positionen unvereinbar.

Ein weiterer Grund, an welcher die Regierung zuletzt scheiterte, sind die Schulden Frankreichs. Die Staatsverschuldung beträgt rund 3,3 Billionen Euro - einer der höchsten Werte in der Europäischen Union (EU). Die Schuldenquote liegt bei 113 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (siehe Grafik). Um diesen Schuldenberg abzutragen, plante Ex-Premierminister Bayrou eiserne Sparmaßnahmen, darunter u. a. die Streichung von Feiertagen sowie das Einfrieren von Renten- und Sozialleistungen. Gegen diese Sparpläne gab es Protestwellen aus der Bevölkerung und parlamentarischen Gegenwind. Final koppelte François Bayrou seine Vertrauensfrage an die Kürzungen (ca. 44 Milliarden Euro in 2026) und fiel damit durch.

Die Gemengelage aus einem Schuldenberg und einer zerbrochenen Regierung führte jetzt dazu, dass die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit auf A+ herabstufte. Auch Morningstar DBRS setzte die Bonität des Staates von AA (high) auf AA. Beide stellen die Herausforderungen der Haushaltkonsolidierung und die wachsende innenpolitische Fragmentierung bei der Begründung heraus.

Weshalb nahm die Stiftung Warentest die französischen Tages- und Festgelder aus ihren Vergleichen?

Die Abstufung der Ratingagenturen führte dazu, dass die Stiftung Warentest 15 Banken aus ihre Übersicht entfernte und in die Liste nicht empfehlenswerter Banken packte, darunter bekannte Namen wie die Opel Direktbank, die Renault Bank direkt sowie die Stellantis Direktbank. Nachfolgend die komplette Liste.

  • Arab Banking Corporation
  • Banque Wormser
  • Caisse d´Epargne Cote d´Azur
  • Caisse d´Epargne Grand Est Europe
  • Carrefour Banque
  • Crédit Agricole Personal Finance & Mobility
  • Distingo Bank
  • Ecobank International
  • Europe Arab Bank
  • Memo Bank
  • My Money Bank
  • Oney Bank
  • Opel Direktbank
  • Renault Bank direkt
  • Stellantis Direktbank
  • Younited Credit

Das Argument: Lediglich Institute, die in Herkunftsländern angesiedelt sind, welche von "Fitch, Moody‘s und Standard & Poor‘s Bestnoten erhalten", sind für Sparer ausreichend sicher.

Laut Stiftung Warentest besteht immerhin kein Grund zur Panik. Bei Tagesgeld können Kunden "problemlos zu einem anderen Institut wechseln" und beim Festgeld seien jene zwar an die Bank gebunden, allerdings gelte die französische Einlagensicherung im Fall einer Bankenpleite.

Wie steht es um die Einlagensicherung in Frankreich?

Prinzipiell hat sich an der Grundaussage zunächst nichts geändert. Im Falle einer Bankenpleite greift der Einlagensicherungsfonds Frankreichs ein (Fonds de Garantie des Dépôts et de Résolution – FGDR) und sichert Einlagen plus Zinsen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Kunde ab. Das entspricht den Richtlinien der EU (relevant sind 94/19/EG, 2009/14/EG und 2014/49/EU).

Hintergrund:
Mehr Hintergründe zur Einlagensicherung und den Deckungsquoten finden Interessierte in unserem Ratgeber.

Der Einwand der Stiftung Warentest lautet, dass eine sehr große Pleite (bzw. Insolvenzen mehrerer Institute) dazu führen könnte, dass der entsprechende Staat daran scheitert, sein Bankensystem mit Hilfe öffentlicher Gelder ausreichend zu stützen. Frankreichs sinkende Ratings zeigen an, dass die Ratingagenturen dem Land eine schlechtere Kreditwürdigkeit (Bonität) bescheinigen, was das Risiko der Einschätzung durch die Stiftung Warentest tatsächlich ansteigen lässt. Indes schreibt die Verbraucherorganisation selbst, dass sie praktisch auf max. Bestnoten besteht. Frankreichs Rating fiel bei Fitch Ratings von AA- auf A+, was per Definition weiterhin eine gute bis befriedigende Bonität bedeutet.

Was passiert, wenn eine französische Bank insolvent ist?

Tritt die Situation einer Bankenpleite in Frankreich auf, erklärt zunächst die französische Aufsichtsbehörde (Autorité de contrôle prudentiel et de résolution) das betroffene Institut für zahlungsunfähig. Damit können Kunden nicht mehr auf ihre Konten zugreifen. Automatisch wird indes das FGDR aktiv – Kunden müssen nicht selbst tätig werden. Die Bank übermittelt danach die Kontodaten und innerhalb von max. sieben Tagen erfolgt eine Entschädigung aus den vorgehaltenen Mitteln. Je nach Anlage sind dies die bereits genannten 100.000 Euro bzw. in Ausnahmefällen (z. B. Immobilienverkauf, Erbschaft) können es bis zu 500.000 Euro sein. Für Wertpapiere gelten andere Absicherungen.

Für die Abwicklung solcher Banken unterhalten die Mitgliedsstaaten eigene Einlagensicherungsfonds, die seit 2025 mit mindestens 0,80 Prozent der gesicherten Einlagen ausgestattet sein müssen. Frankreich lag 2024 allerdings noch etwas unterhalb dieser Marke (0,51 Prozent). Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Ein Minuspunkt.

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Quellen:

Sofern der Einlagensicherungsfonds ausgeschöpft ist, müsste der Staat (in diesem Falle Frankreich) Geld nachschießen. Ein Vorgang (Bail-out), den es zu vermeiden gilt - auch nach Vorgaben der EU. Zudem: Einen rechtlichen Anspruch auf diesen Schritt gibt es nicht, lediglich eine politische bzw. wirtschaftliche Willenserklärung.

Ein "Rettungsanker" wäre der europäische Stabilitätsmechanismus (ESM), d. h. eine internationale Finanzinstitution, die Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets in Finanzierungsschwierigkeiten unter die Arme greift – unter Auflagen. Der ESM ist notwendig, um die Stabilität der Eurozone im Krisenfall abzusichern. Verschiedene Instrumente stehen bereit, darunter die Kreditvergabe, der Ankauf von Anleihen oder die Rekapitalisierung von Banken. Mehr dazu findet sich hier.

Ein gemeinsames europäisches Einlagensicherungssystem (EDIS) fehlt weiterhin. Außerdem gilt jenes als umstritten.

Wie sieht es mit der Bonität der Banken in Frankreich aus?

In der Betrachtung der Stiftung Warentest spielt die Bewertung der Bonität der Banken anhand vorliegender Ratings oder der Geschäftsberichte keine Rolle. Dieser Aspekt kann aber bei der Auswahl einer Bank im EU-Ausland eine Entscheidungshilfe sein. Unter den herausgenommenen Instituten befinden sich u. a. bekannte Marken wie die Renault Bank direkt oder Stellantis Direktbank, damit etablierte Autobanken mit milliardenschweren Konzernen im Hintergrund. In der Regel sind die französische Banken, bei denen deutsche Sparer ihr Geld parken können, durchaus als stabil anzusehen.

Fazit

Wie sicher sind Anlagen bei französischen Banken derzeit? Die kurze Antwort: Nicht weniger sicher als vor wenigen Wochen. Wer sich an der Einlagensicherung bis 100.000 Euro orientiert, hat eine recht hohe Chance, selbst im Fall einer Bankenpleite sein Geld komplett zurückzuerhalten. Wer die Details betrachtet, kann in einer längeren Version ergänzen, dass die Anpassungen der Ratings durch Fitch und DBRS Morningstar ein Zeichen dafür sind, dass Frankreich dringend Reformen und Grundsatzentscheidungen benötigt. Andere Agenturen dürften in Kürze nachziehen. Es handelt sich indes (noch) nicht um einen zahlungsunfähigen Staat oder ein instabiles Bankensystem.