Tagesgeld-Hopping - wann Zinshopping lohnt
Wie funktioniert Tagesgeld-Zinshopping?
Haben sich Sparer in Deutschland einmal für ein Tagesgeldkonto entschieden, nutzen sie dies meist über Jahre hinweg. Solche Treue lohnt sich jedoch nur, wenn der zugehörige Zinssatz stabil bleibt oder sogar steigt. Bei sinkenden Zinsen verschenkt der Anleger hingegen Geld. Insbesondere, wenn ein einfacher Wechsel genügt, um sich woanders einen besseren Zinssatz zu sichern.
Um beständig von attraktiven Zinsen zu profitieren, empfiehlt sich das sogenannte Zinshopping, d. h. der regelmäßige Wechsel des Tagesgeldanbieters. Beim Zinshopping transferiert der Anleger sein Kapital jeweils zu dem Finanzinstitut, welches höhere Zinsen als sein derzeitiges bietet. Speziell im Fokus liegen befristete Sonderaktionen mit garantierten Zinssätzen. Nach der erstmaligen Eröffnung erhält der Kunde einen vergleichsweise hohen Garantiezins, der ihm über eine gewisse Anlagedauer bzw. bis zu einem bestimmten Stichtag gewährt wird. Solche Aktionen sind in der Regel zur Neukunden-Akquise konzipiert
Was ist wichtig beim Zinshopping?
Damit sich der zeitliche Aufwand für die Suche und Eröffnung eines Tagesgeldkontos in Grenzen hält, helfen Tagesgeldvergleich sowie Zins-Ticker (z. B. per Newsletter). Da Tagesgeldkonten kostenfrei sind, kann der Sparer auch mehrere Tagesgelder parallel führen.
Neben diesem Aspekt stellt sich die generelle Frage, wann sich der Wechsel des Tagesgelds zinstechnisch tatsächlich lohnt.
Warum lohnt sich ein Wechsel des Tagesgeldkontos?
Wer in den vergangenen zwei Jahren sein Geld auf einem Tagesgeldkonto angelegt hat, konnte sich durchschnittlich etwa 1,15% Zinsen p. a. sichern (Stand: 03/2014). Das ergibt sich aus der nachfolgenden Grafik. Im gleichen Zeitraum wären aber deutlich höhere Zinsen drin gewesen, wie ein Vergleich mit den durchschnittlichen Top-5-Neukunden-Zinsen zeigt (1,95%).
Natürlich sind diese Angaben nur Durchschnittswerte und sie vernachlässigt Perioden, in denen der Anleger keine Zinsen erhält (z. B. während des Geldtransfers vom Referenzkonto). Nichtsdestotrotz zeigt die Statistik, dass sich ein Wechsel auszahlen kann.
Fallbeispiel mit und ohne Zinshopping
Variante I - Tagesgeld mit Normalzins
Ein Sparer schließt bei seiner Hausbank ein Tagesgeldkonto ab. Das Finanzinstitut gewährt ihrem Kunden einen Zinssatz von 0,67% (was dem Durchschnittszins aller Tagesgeldkonten im Vergleich entspricht – Stand: 03/2014). Auf dem Tagesgeldkonto hinterlegt der Angestellte einen Betrag von drei Monatsgehältern à 1.735 Euro (durchschnittliches Netto-Einkommen privater Haushalte – RWI Essen, 2014), also insgesamt 5.205,00 Euro. Dieser Betrag bleibt über 12 Monate bei unverändertem Zinssatz auf dem Tagesgeldkonto und weitere 12 Monate bei einem Zinssatz von 0,70%. Die Verzinsung erfolgt jährlich.
- Anlagebetrag: 5.205,00 Euro
- Zinsen pro Jahr: 0,67% (1. Jahr), 0,70% (2. Jahr)
- Zinsgutschrift: jährlich
- Zinsertrag Jahr 1: 34,87 Euro
- Zinsertrag Jahr 2: 36,68 Euro
- Ergebnis: 5.276,55 Euro
Variante II - Tagesgeld mit Zinsgarantie ohne Zinshopping
Alternativ eröffnet der Sparer das Tagesgeld mit Zinsgarantie und legt den gleichen Betrag von 5.205 Euro ebenfalls über einen Zeitraum 24 Monate an. Entnahmen und Einzahlungen sind nicht vorgesehen. Vorteil der gewählten Anlage ist die 12-monatige Zinsgarantie mit einem Zins von 1,30%. Nach 12 Monaten greift der Standardzins von 0,80%. Die Zinszahlung erfolgt monatlich. (Stand: 03/2014).
- Anlagebetrag: 5.205,00 Euro
- Zinsen pro Jahr: 1,30% (1. Jahr), 0,80% (2. Jahr)
- Zinsgutschrift: monatlich
- Zinsertrag Jahr 1: 68,07 Euro
- Zinsertrag Jahr 2: 42,34 Euro
- Ergebnis: 5.315,41 Euro
Variante III - Tagesgeld mit Zinsgarantie inkl. Zinshopping
In der letzten Variante wählt der Sparer jeweils das beste Zinsangebot und wechselt während des Anlagezeitraums von 24 Monaten mehrfach das Konto. Seine Anlage von 5.205 Euro liegt zunächst auf einem Tagesgeld mit 1,40% Zinsen und 4-monatiger Zinsgarantie, z. B. dem Volkswagen Bank Tagesgeld. Nach den 4 Monaten wechselt der Anleger zu einem Anbieter mit 6 Monaten Zinsgarantie bei 1,30% Zinsen und vierteljährlicher Zinsauszahlung (Südtiroler Sparkasse). Weitere 12 Monate nimmt der Sparer dann die 1,30% Zinsen des Tagesgelds aus Variante II in Anspruch. Die übrigen Tage (rund 1 1/2 Monate) wandert das Kapital auf ein einfaches Tagesgeld mit 1,10% Zinsen ohne Zinsgarantie.
Wichtig: Die Zinssätze der genannten Angebote sind in der Regel Neukundenzinssätze, d. h. der Zins sinkt nach Ablauf des Garantiezeitraums auf einen niedrigeren Standardzins. Für den Geldtransfer von Tagesgeldkonto zu Referenzkonto (Girokonto) und weiter zum neuen Tagesgeld rechnen wir mit einem Zeitfenster von insgesamt 5 Banktagen. Dieser Zeitraum ist erwähnenswert, da währenddessen keine Zinsen erwirtschaftet werden.
- Anlagebetrag: 5.205,00 Euro
- Zinsen pro Jahr:
1,40% (4 Monate),
1,30% (6 Monate),
1,30% (12 Monate),
1,10% (45 Tage)
0,00% (15 Tage - Transfer) - Zinsgutschrift: vierteljährlich (6 Monate) + sonst monatlich (18 Monate)
- Zinsertrag 4 Monate: 24,33 Euro
- Zinsertrag 6 Monate: 34,05 Euro
- Zinsertrag 12 Monate: 68,70 Euro
- Zinsertrag 1 1/2 Monate: 7,32 Euro
- Ergebnis: 5.329,40 Euro
Die Ergebnisse im Vergleich
Varianten | Anlagesumme inkl. Rendite | Rendite |
---|---|---|
Quelle: Tagesgeldvergleich.net | ||
Variante I | 5.276,55 Euro | 71,55 Euro |
Variante II | 5.315,41 Euro | 110,41 Euro |
Variante III | 5.329,40 Euro | 124,40 Euro |
Wie die Grafik zeigt, lohnt sich das Zinshopping unseres Sparers in jedem Fall. Im Vergleich mit Variante I klettert seine Rendite um zusätzliche 52,85 Euro. Legen wir Variante II und III nebeneinander, erzielt der Anleger immerhin ein Extra-Plus von 13,99 Euro – nicht übermäßig viel, aber immerhin. Wirklich lohnenswert wird Zinshopping, wenn wir die angenommenen Anlagebeträge erhöhen.
Die gleichen Berechnungen mit 15.000 Euro Anlagesumme:
Varianten | Anlagesumme inkl. Rendite | Rendite |
---|---|---|
Quelle: Tagesgeldvergleich.net | ||
Variante I | 15.206,20 Euro | 206,20 Euro |
Variante II | 15.318,19 Euro | 318,19 Euro |
Variante III | 15.387,74 Euro | 387,74 Euro |
In diesem Beispiel haben wir eine Anlage von 15.000 Euro vorausgesetzt. Über den gleichen Zeitraum von 24 Monaten erzielt der Sparer ein sattes Rendite-Plus von 88% im Vergleich von Variante I und III. Wenn wir Variante II und III vergleichen, erzielt der Zinshopper einen Mehrertrag von 69,55 Euro – ein Plus von rund 22%.
Fazit: Zinshopping - Aufwand vs. Rendite
Unsere Beispiele belegen, dass Zinshopping eine interessante Option für Sparer sein kann – speziell hinsichtlich der erzielbaren Rendite und der Gewissheit, dass die Zinsen während der Garantiezeiträume sicher sind. Im Idealfall betrachtet der Anleger aber nicht nur die Nominalrendite, d. h. den erzielbaren Zinsertrag, sondern parallel die Realrendite (Zinsertrag minus Inflation). Intelligentes Zinshopping bietet selbst in Niedrigzinsphasen die Chance, die Inflation regelmäßig zu schlagen. So verliert der Sparer kein Geld.
Wer durchgängig hohe Zinsen in Anspruch nehmen will, der kann auch über ein Festgeldkonto nachdenken. Entsprechende Angebote für Tages- und Festgeld finden Sie in unseren Vergleichen:
Tipp: So lässt sich das Tagesgeldkonto kündigen und wechseln
Wer sein Tagesgeldkonto kündigen will, z. B. weil ihm die aktuellen Zinsen zu niedrig erscheinen, kann das einfach bewerkstelligen: Verlangt wird in der Regel nur, dass die Kündigung schriftlich erfolgt – entweder über ein entsprechendes Formular des Finanzinstituts oder alternativ bieten wir einen praktischen Vordruck als Download (PDF). Notwendig für die Kündigung sind neben der eigentlichen Kündigungsaufforderung jeweils die Konto-Nummer, Bankleitzahl (bzw. IBAN und BIC) sowie der Kontoinhaber (inkl. Anschrift). Nachfolgend haben wir den Ablauf grafisch aufbereitet.
Wichtig: Tagesgeldkonten lassen sich üblicherweise fristlos kündigen. Zudem sollte der Kunde gleichzeitig mit dem Schreiben den Freistellungsauftrag (sofern eingerichtet) kündigen bzw. auf "Null" setzen lassen. In unserem Vordruck findet sich die entsprechende Passage.
Unser Formular zur Kündigung eines Tagesgeldkontos zum kostenlosen Download:
Kündigungsvorlage für Tagesgeldkonto - Hier downloaden »
Befindet sich noch ein Geldbetrag auf dem Tagesgeldkonto, sollte dieser entweder persönlich auf das Referenzkonto transferiert werden. Alternativ beauftragt der Kunde die Bank, diesen Vorgang für ihn im Rahmen der Kündigung durchzuführen. (Hinweis: Meist erfolgt der Transfer automatisch).
Da Tagesgeldkonten eigentlich immer kostenfrei sind, lässt sich das neue Konto (mit besseren Zinsen) praktisch jederzeit eröffnen. Den Vorgang der Kontoeröffnung inklusive PostIdent-Verfahren haben wir hier bereits beschrieben.
Mit der Eröffnung des neuen Tagesgeldkontos sollte ebenfalls der Freistellungsauftrag für Kapitalerträge eingerichtet werden – je nach Wahl als gesamter oder anteiliger Betrag.
Vergleich und Rechner nutzen, um die besten Angebote zu finden
Ob sich der Wechsel des Tagesgeldkontos lohnt und welche Banken derzeit die besten Zinsen aufs Tagesgeld bieten, können Sie mit unseren Vergleichen und Rechnern schnell und einfach ermitteln: