Autobanken: Zinsen beim Festgeld höher als Rendite der Anleihen

Auf der Suche nach festverzinslichen Produkten, die eine solide Rendite versprechen und darüber hinaus als weitgehend sicher gelten, stoßen Anlegen unweigerlich auf Angebote von Autoherstellern. Die Konzerne sind längst nicht mehr nur als Aktiengesellschaften in den Indizes vertreten, sondern bringen auch Anleihen sowie Zertifikate auf den Markt. Außerdem bieten sie – über hauseigene Banken – Finanzlösungen für Privat- und Geschäftskunden an. Vom Girokonto bis zum Tages- bzw. Festgeld. Doch welches der Angebote mit garantiertem Zins ist aktuell besser? Die Unternehmensanleihe oder das Festgeldkonto?

Unser UPDATE-Check 2018 nach den ersten Analysen 2013 und 2016.

Festgeld

Festgeld ist eine sehr einfach konstruierte Anlage: Der Sparer zahlt einen Mindestbetrag ein, belässt das Geld für den vereinbarten Zeitraum auf dem Konto und erhält dafür einen garantierten Zinssatz. Der Vertrag kann anschließend aktiv oder passiv verlängert bzw. auch gekündigt werden. Autobanken beschaffen sich über dieses Produkt frisches Geld. Benötigt wird das Kapital unter anderem für Autokredite oder Leasinggeschäfte – kurzum: für die Absatzfinanzierung.

Unternehmensanleihe

Anleihen wiederum stellen einen Kredit an den Emittenten (Herausgeber) dar, in dem Fall den Autohersteller. Das Geld fließt z. B. in dringende Investitionen. Entlohnt wird der Anleger mit einem ebenfalls garantierten Zins. Aber es gibt Unterschiede: Festgeld ist über die gesetzliche und private Einlagensicherung perfekt geschützt (mind. bis 100.000 Euro). Sollte die Bank pleitegehen, gibt es einen Anspruch auf Erstattung. Der Kunde kann allerdings nicht vorzeitig über das Geld verfügen. Meldet hingegen der Emittent einer Anleihe Konkurs an, ist das Geld aller Wahrscheinlichkeit nach verloren. Dafür kann eine Anleihe jederzeit gehandelt und wieder zu Geld gemacht werden.

Renditevorteil Festgeldkonto

Doch zurück zur Frage nach der Rendite. Wer schneidet besser ab? Sie lässt sich mit Blick auf die Zahlen und Daten vergleichsweise leicht beantworten: Weiterhin schlägt das klassische Festgeld die Schuldverschreibung um Längen. Daran hat sich in den vergangenen fünf Jahren wenig geändert. Die Aussage trifft auf nahezu alle gängigen Anlagezeiträume respektive Restlaufzeiten zu, wobei es Ausnahmen gibt, die die Regel bestätigen. Wir haben jeweils Festgelder mit festen Laufzeiten und Anleihen mit einer annähernd vergleichbaren Restlaufzeit verglichen. Um nur einige Beispiele zu nennen:

Bei einer kurzen Laufzeit von sechs Monaten schlagen sich die Anleihen noch am besten. Wird die BMW Finance-Anleihe mit der Wertpapierkennnummer (WKN) A1ZN0S betrachtet, die noch bis zum 5. September 2018 läuft (das entspricht rund 6 Monaten), findet man jene momentan mit einer Rendite von 0,08 % gelistet. Für das Festgeld der BMW Bank über 6 Monate hinweg gibt es derzeit 0,05 % Zinsen. Das Festgeld wird also knapp von der Anleihe geschlagen.

Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten schlägt derzeit hingegen keine der betrachteten Anleihen das Festgeld. Die Rendite der Daimler AG-Anleihe mit der WKN A19EJE liegt bei -0,09 %. Sie läuft noch bis zum 15.03.2019. Das Mercedes-Benz Bank Festgeld wird dagegen mit 0,15 % verzinst – der Zins ist zudem garantiert.

Hier zeigt sich ein weiteres Phänomen, das wir so in den Vorjahren nicht beobachten konnten. Die Rendite der meisten Anleihen liegt nicht nur unterhalb der der Festgelder, sie ist oftmals sogar negativ. Ein Beispiel hierfür ist etwa auch die Anleihen mit der WKN A1HERD der Volkswagen Leasing. Sie läuft noch bis Anfang 2020 und die Rendite liegt derzeit bei -1,67 %. Wer die Anleihe bei der Emission gekauft hat und jetzt verkaufen würde, würde draufzahlen.

Der direkte Vergleich: Festgeld versus Unternehmensanleihe

Anbieter Produkt Ablauf Kurswert * Zinssatz * Rendite **
(Rest-)Laufzeit: 6 Monate
BMW Finance WKN A1ZN0S 05.09.2018 100,42 0,50% 0,08%
BMW Bank Festgeld 0,05% 0,05%
LeasePlan Corp. WKN A1Z60K 24.09.2018 100,86 1,375% 0,51%
LeasePlan Bank Festgeld 0,55% 0,55%
Daimler AG WKN A1X3GC 19.11.2018 101,25 1,50% 0,26%
Mercedes-Benz Bank Festgeld 0,05% 0,05%
Renault Bank direkt WKN A1HQ1E 19.09.2018 102,15 3,625% 1,45%
(Rest-) Laufzeit: 1 Jahr
BMW Finance WKN A1Z6M0 18.03.2019 100,35 0,049% -0,30%
BMW Bank Festgeld 0,20% 0,20%
LeasePlan Corp. WKN A1HSC8 23.04.2019 102,83 2,375% -0,44%
LeasePlan Bank Festgeld 0,75% 0,75%
Daimler AG WKN A19EJE 15.03.2019 100,10 0,00% -0,09%
Mercedes-Benz Bank Festgeld 0,15% 0,15%
Renault Bank direkt Festgeld 0,60% 0,60%
Volkswagen Leasing WKN A1X3PT 13.02.2019 101,50 1,50% 0,00%
Volkswagen Bank Sparbrief 0,10% 0,10%
(Rest-) Laufzeit: 2 Jahre
BMW Finance WKN A18Z74 15.04.2020 100,34 0,125% -0,20%
BMW Bank Festgeld 0,20% 0,20%
LeasePlan Corp. WKN A18ZXY 08.04.2020 102,03 1,00% -1,00%
LeasePlan Bank Festgeld 0,85% 0,85%
Daimler AG WKN A16865 05.03.2020 101,31 0,625% -0,72%
Mercedes-Benz Bank Festgeld 0,35% 0,35%
Renault Bank direkt Festgeld 0,75% 0,75%
Volkswagen Leasing WKN A1HERD 14.01.2020 103,74 2,00% -1,67%
Volkswagen Bank Sparbrrief 0,15% 0,15%
(Rest-) Laufzeit: 3 Jahre
BMW Finance WKN A19BGQ 12.01.2021 100,19 0,125% -0,05%
BMW Bank Festgeld 0,30% 0,30%
LeasePlan Corp. WKN A19VB5 25.01.2021 100,56 0,172% -0,39%
LeasePlan Bank Festgeld 0,95% 0,95%
Daimler AG WKN A1TNJ9 25.06.2021 106,05 2,00% -3,82%
Mercedes-Benz Bank Festgeld 0,40% 0,40%
Renault WKN A1ZD8V 05.03.2021 108,53 3,125% -4,97%
Renault Bank direkt Festgeld 0,90% 0,90%
Volkswagen Leasing WKN A1HHW9 26.03.2021 105,50 2,00% -3,32%
Volkswagen Bank Sparbrrief 0,20% 0,20%
(Rest-) Laufzeit: 4 Jahre
LeasePlan Bank Festgeld 1,05% 1,05%
Daimler AG WKN A1R04X 24.01.2022 107,59 2,25% -4,95%
Mercedes-Benz Bank Festgeld 0,50% 0,50%
Renault Bank direkt Festgeld 1,00% 1,00%
Volkswagen Leasing WKN A0JCC0 04.04.2022 106,46 2,125% -4,07%
Volkswagen Bank Sparbrrief 0,30% 0,30%
(Rest-) Laufzeit: 5 Jahre
LeasePlan Bank Festgeld 1,15% 1,15%
Daimler AG WKN A1R069 08.03.2023 109,75 2,375% -6,63%
Mercedes-Benz Bank Festgeld 0,60% 0,60%
Renault WKN A19D4S 08.03.2023 101,62 1,00% -0,50%
Renault Bank direkt Festgeld 1,10% 1,10%
Volkswagen Leasing WKN A1ZUTN 16.01.2023 101,25 0,875% -0,42%
Volkswagen Bank Sparbrrief 0,50% 0,50%
*) Alle Angaben in Prozent bzw. in Prozent pro anno.
**) Rendite in Prozent pro anno vor Steuern.
Quellen: Banken, wallstreet-online.de, Renditeberechnung: 26.02.2018

Zins und Rendite – das ist bei Anleihen zu beachten

Wer sich bislang noch nicht näher mit dem Anleihe-Markt befasst hat, wird sich über die Rendite der Papiere vermutlich wundern. Auf der einen Seite steht bei einer Daimler-Anleihe ein Koupon mit 1,50 % zu Buche. Das heißt, der Anleger erhält 1,50 Prozent pro anno garantierte Zinsen auf den Ausgabekurs – und zwar tagesgenau berechnet, falls man sich vorher von der Anleihe trennen sollte. Dass die Anlage dennoch nur 0,26% p.a. bringen soll, ist daher nur schwer nachvollziehbar. Hier kommen mathematische Formeln ins Spiel, mit denen die Rendite von Anleihen berechnet wird. Berücksichtigt werden dabei unter anderem der aktuelle Kurswert, der Rücknahmekurs und die Restlaufzeit. Zum besseren Verständnis ein Beispiel, das die Zusammenhänge sehr vereinfacht darstellt:

Angenommen die Anleihe wurde zu 100 Euro angeboten, entsprechen 100 Euro 100 Prozent. Wird der Rücknahmekurs mit 100 % angegeben, erhält der Anleger zum Ende der Laufzeit 100 Euro ausgezahlt. Steigt man nun nicht direkt zum Ausgabetermin ein, sondern später, kostet die Anleihe möglicherweise nicht mehr 100 Euro, sondern liegt der Marktwert schon bei 101,75 Euro. Diese „Mehrkosten“ in Relation zum Zins und zur Restlaufzeit sorgen dafür, dass die Rendite geringer ausfällt, als der Wert auf dem Koupon.

Fazit: Die Festgeldanlage ist pflegeleichter

Weiterhin gilt: Zinstechnisch ist es mitunter sinnvoller, in Festgeld zu investieren. Das liegt u. a. daran, dass die Autobanken auf Kapital angewiesen sind, um den Absatz des Mutterkonzerns zu steigern. Dafür ist das Unternehmen dann durchaus bereit, etwas höhere Zinsen zu zahlen. Das heißt allerdings nicht, dass Anleihen ganz aus dem Portfolio oder der Anlageplanung gestrichen werden sollten. Die genannten Werte sind allesamt nur Momentaufnahmen. Die Rendite kann sich bei Kursschwankungen durchaus zum Besseren wenden. Der Einstieg setzt jedoch voraus, dass der Anleger sich intensiver mit Anleihen befasst, einen Blick auf das Unternehmen hinter der Anleihe wirft und den richtigen Zeitpunkt abpasst. Festgeld ist diesbezüglich deutlich pflegeleichter.

Wir haben den gleichen Aufwand bereits 2016 und im Februar 2013 betrieben. Das Ergebnis hat sich seither kaum verändert. Bereits damals lagen die meisten Anleihen hinter dem Festgeld zurück.

Welche Banken derzeit die höchsten Zinsen aufs Tages- und Festgeld bieten, zeigen unsere Vergleiche: